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ENGIE Deutschland Zero Carbon-Magazin: Impulse #24: Den Wandel antizipieren, Foto Eric Stab, CEO ENGIE Deutschland

Impulse #26: Biomethan als Gamechanger

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05. August 2025

Grüne Moleküle, allen voran Biomethan, sind ein Gamechanger auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende. Davon ist Eric Stab überzeugt: Im neuen „Impulse“ erläutert der Vorstandsvorsitzende der ENGIE Deutschland AG die Hintergründe – und erklärt nicht nur, wie ENGIE Biomethan bereits nutzbringend in Projekten einsetzt. Sondern er zeigt weiterhin auf, welche Richtung die deutsche Politik jetzt einschlagen sollte.

"Biomethan bietet enormes Potenzial für eine klimaneutrale Wirtschaft. Diese Transformation treiben wir bei ENGIE aktiv voran."

Liebe Leser:innen, gehören Sie vielleicht bereits zur Followerschaft von ENGIE Deutschland auf LinkedIn? Falls nicht, lade ich Sie an dieser Stelle herzlich auf unseren Kanal ein. Falls aber doch, ist Ihnen sicher in den vergangenen Wochen ein Thema besonders ins Auge gesprungen: Rund um grüne Gase tut sich derzeit viel im ENGIE-Universum. So sind wir jetzt zum einen als Händler von nachhaltigem Biomethan nach der International Sustainability & Carbon Certification (ISCC) zertifiziert – und garantieren somit durch eine externe Prüfstelle, dass wir die in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union geforderten Nachhaltigkeitskriterien für die Erzeugung von Biokraftstellen aus Biomasse einhalten. Dies erhöht die Transparenz für unsere Kund:innen und ermöglicht Vergleiche zwischen gehandelten Zertifikaten für Biomethan und dem physischen Nachweis über die gesamte Lieferkette. Zum anderen ist ENGIE seit Kurzem Biogaspartner bei der Deutschen Energie-Agentur (dena). Dieses Projekt zielt darauf ab, Akteur:innen entlang der gesamten Biomethan-Wertschöpfungskette zu vernetzen und den Markt für Biogaseinspeisung aktiv mitzugestalten – und letztendlich Biomethan als festen Bestandteil des künftigen Energiemixes in Deutschland zu etablieren.

 

Biomethan, der unterschätzte Energieträger

Sowohl die Zertifizierung nach ISCC als auch das Engagement als Biogaspartner der dena haben bei ENGIE einen hohen Stellenwert, und sie sind zentraler Bestandteil unserer Strategie. Denn wir bewerten grüne Gase, neben Biomethan auch Wasserstoff, als entscheidenden Hebel für die Transformation der Energiewirtschaft. Warum? Nun – aus meiner Sicht ist Biomethan ein weitgehend unterschätzter Schlüsselfaktor für die grüne Energiezukunft. Denn Biomethan ist erneuerbar, aus heimischen Ressourcen und sofort verfügbar. Der Energieträger ist „made in Germany/Europe“ und als solcher wetter- und tageszeitunabhängig verfügbar und grundsätzlich speicherbar, das heißt saisonal und flexibel einsetzbar. Ein weiterer wichtiger Vorteil liegt darin, dass Biomethan direkt und ohne zwingend notwendige Umrüstungskosten bereits bestehende Infrastruktur und Anwendungen nutzt – seien dies Gasnetze, Speicher, Gaskraftwerke, industrielle Prozesse wie Wärme oder Endverbrauchergeräte von Gaskesseln bis hin zu CNG/LNG-Fahrzeugen. Darüber hinaus kann dieses grüne Gas in allen Sektoren eine Rolle spielen, selbst in schwer dekarbonisierbaren Bereichen: In industriellen Hochtemperatur-Bereichen kann es ebenso wie bei der Dekarbonisierung von großen Teilen des Wärmesektors beispielsweise in Kommunen, für die der Ausbau der Stromnetze oder der Fernwärmesysteme besonders kostspielig und komplex ist, und des Verkehrssektors wie in Flugverkehr, Schifffahrt oder Schwerlast eingesetzt werden. Und: Die Produktion von Biomethan trägt zur regionalen Wertschöpfung in ländlichen Regionen bei, indem sie sowohl die Abfallverwertung als auch die Bereitstellung des Gärprodukts als biologischen Dünger ermöglicht. Übrigens wird bei der Aufbereitung von Rohbiogas zu Biomethan das CO2 abgetrennt. Da dieses stofflich genutzt oder gespeichert werden kann, können hier Negativemissionen realisiert werden. Kurzum: All diese Eigenschaften machen Biomethan zu einem wichtigen Baustein für die Versorgungssicherheit, für Klimaneutralität und für eine kosteneffiziente Energiewende.

 

Das ungenutzte Potenzial von Biomethan

Betrachtet man dieses enorme Potenzial von Biomethan, so verwundert es doch, dass der Ausbau entsprechender Anlagen in Deutschland derzeit stagniert. Ähnliches gilt für Wasserstoff, wobei Biomethan bereits heute und zu deutlich geringeren Kosten als grüner Wasserstoff verfügbar ist und somit im Direktvergleich aus meiner Sicht eine Nasenlänge voraus liegt. Dennoch stockt laut Angaben der dena die deutsche Produktion von Biomethan bei etwa 10 Terawattstunden. Das Potenzial hingegen wird auf mindestens 146 Terawattstunden geschätzt – laut dem Beratungsunternehmen Guidehouse und der European Biogas Association (EBA) kommt Deutschland das größte Potenzial für die Biomethanproduktion in ganz Europa zu, übrigens auch ohne den Einsatz von Energiepflanzen. Nichtsdestotrotz sind mit Frankreich und den Niederlanden andere europäische Länder bereits einen Schritt weiter als wir. Woran liegt das? Die Antwort findet sich, wie so häufig, auch in den Rahmenbedingungen wieder. In Deutschland mangelt es noch an der entsprechenden politischen Weichenstellung.

Biomethan bedarf einer Quote

Unsere europäischen Nachbarländer gehen hier voraus: Frankreich führt ab 2026 eine Biomethan-Quote ein, wodurch die Gaslieferant:innen verpflichtet werden, bei der Belieferung von Haushalts- und Gewerbekund:innen die ansteigende Biomethan-Quote von 0,48 Prozent (2026) über 1,82 Prozent (2027) bis hin zu 4,15 Prozent (2028) einzuhalten; ab 2029 beginnt dann die nächste Verpflichtungsperiode. Die Basis hierfür bildet bereits seit 2018/2019 ein günstiger Rechtsrahmen für die Netzeinspeisung, das sogenannte „Droit à l’injection“, das insbesondere eine tragbare Kostenteilung zwischen Produzenten und Netzbetreiber beinhaltet. Der Blick in die Niederlande zeigt einen ähnlichen Ansatz auf: Dort plant die Regierung die Einführung einer Treibhausgasminderungs(THG)-Quote unter anderem für den Gebäudesektor. Dadurch hat der Staat in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte bei der Produktion erzielt; das nationale Ziel ist ein Umfang in Höhe von 22 Terawattstunden im Jahr 2030.

 

Klimaschutz und Versorgungssicherheit im Fokus

Ob also eine Mengen-Quote wie in Frankreich oder eine THG-Einsparungsquote wie in den Niederlanden: Bei ENGIE Deutschland unterstützen wir die Forderung nach einer Grüngasquote für Deutschland. Ich meine, es braucht eine klare Richtlinie, um den Biomethanmarkt zu stärken und dieses wichtige Potenzial für unsere grüne Energiezukunft zu nutzen. Eine Grüngasquote würde eine verlässliche Nachfrage schaffen und die Kaufbereitschaft für grüne Gase – neben Biomethan ebenso für Wasserstoff und synthetische Gase – steigern. Ein fest definierter Quotenpfad, wie in Frankreich, sorgt für Planungssicherheit bei allen Akteur:innen und erhöht damit die Investitionsbereitschaft für Produktionskapazitäten, Infrastruktur und Verbrauchsanlagen. Infolgedessen würde unsere Energiesouveränität erhöht und die Importabhängigkeit reduziert werden. Dabei kann sich Biomethan auf eine europäische Wertschöpfungskette stützen und ist strategisch unabhängig von Brennstoff-, Rohstoff- oder Komponenteneinfuhren aus anderen Teilen der Welt. In anderen Worten: Biomethan stärkt die europäische Versorgungssicherheit, macht die Energieversorgung krisensicherer und widerstandsfähiger unter zunehmend komplexen Marktumständen und erhöht aufgrund seiner Kosteneffizienz im Vergleich zu anderen Alternativen die Akzeptanz der Wärmewende bei unseren Mitbürger:innen.

 

Biomethan bringt die Dekarbonisierung voran

Lieber Leser:innen, lassen Sie uns kurz auf den Beginn dieses Editorials zurückblicken: Innerhalb der ENGIE-Gruppe setzen wir auf Biomethan und verstärken unsere Aktivitäten, um zu zukunftsfähigen Lösungen für den großflächigen Einsatz von Biomethan beizutragen. Damit bewegen wir uns auf dem richtigen Weg, denn gleichzeitig beobachten wir eine steigende Nachfrage unserer Kundschaft aus Industrie und Kommunen. Ein aktuelles Beispiel möchte ich Ihnen vorstellen: BASF und ENGIE haben 2024 einen Biomethan-Abnahmevertrag mit einem Umfang von 2,7 bis 3,0 Terawattstunden Biomethan während der Laufzeit von sieben Jahren unterzeichnet. In diesem Rahmen setzt der Chemiekonzern sowohl in Ludwigshafen, Deutschland, als auch in Antwerpen, Belgien, in der Produktion zertifiziertes Biomethan als nachhaltige Alternative zu fossilen Rohstoffen ein – und geht durch die damit verbundene markante Reduzierung des CO2-Fußabdrucks einen wichtigen Schritt bei der nachhaltigen Transformation. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass Biomethan für zahlreiche weitere Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen ein ähnlich entscheidender Hebel für eine grünere Ausrichtung darstellen kann.

Dazu freue ich mich auf den Austausch mit Ihnen: Wie schätzen Sie die Rolle von Biomethan für die Energiewende ein? Oder planen Sie in Ihrem Unternehmen vielleicht bereits eine grüne Produktion mit Biomethan, bei der mein Team und ich Sie unterstützen könnten? Schreiben Sie mir gerne per E-Mail oder auf LinkedIn!

Ihr

Eric Stab
Vorstandsvorsitzender der ENGIE Deutschland AG

Unser Experte

Eric Stab
Regelmäßig teilt Eric Stab, Vorstandsvorsitzender der ENGIE Deutschland AG, seine Sicht auf aktuelle Themen in unserer Kolumne Impulse.

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