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LKW von ENGIE Vianeo als Symbolbild für Lkw-Elektromobilität in Europa

Strom für Schwergewichte – Wie ENGIE Vianeo die Lkw-Elektromobilität vorantreibt

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11. November 2025

Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs nimmt Fahrt auf. Mit ihr steigt der Bedarf an leistungsfähiger, intelligenter E-Ladeinfrastruktur für Lkw. Mit ENGIE Vianeo, einer Marke der ENGIE-Gruppe, positionieren wir uns als strategischer Treiber der Elektromobilität für Nutzfahrzeuge in Europa. Nach erfolgreichem Markteintritt Frankreich erfolgt nun der Markteintritt neben Spanien und Belgien auch in Deutschland.

 

ENGIE Vianeo: Energiekompetenz trifft Logistikrealität

Bereits heute betreibt Vianeo fast 10.000 Ladepunkte europaweit, davon rund 800 an Autobahnen. Bis 2030 sollen es 25.000 Ladepunkte werden, zusätzlich zu 1.500 explizit für Nutzfahrzeuge.

Das Ziel: eine verlässliche, vollständig mit Ökostrom betriebene Ladeinfrastruktur, die ein Treiber der europäischen Mobilitätswende wird. Denn Mobilität ist elektrisch organisiert sowohl ökonomisch als auch ökologisch die bessere Lösung. Im Fokus stehen Digitalisierung, hohe Ladeleistung und Reservierbarkeit für eine durchgängige Nutzerzentrierung.

 

Frankreich als Reallabor: Erfolgsprojekte mit Vorbildfunktion

In Frankreich hat ENGIE Vianeo bereits gezeigt, wie eine leistungsstarke E-Ladeinfrastruktur für Lkw aussehen kann:

  • Korridor Lyon-Paris: 5 Schnellladestandorte mit bis zu 480 kW Ladeleistung, ca. 300 km Reichweite in 45 Minuten (alle 150 km entlang der Strecke)
  • ECTN-Korridor (Sommesous): Einsatz des Relais-Prinzips (Fahrerwechsel im Moment der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepause) mit dem Ergebnis: bis zu 60 % Emissionsreduktion
  • Multi-Energie-Stationen (z. B. Dardilly, La Galande): Kombination aus Strom, Biogas und PV und damit flexible Energieversorgung direkt am Standort
     

Diese Projekte dienen als Blaupausen für die Skalierung der Lkw-Elektromobilität in anderen europäischen Märkten.

 

„Lkw-Elektromobilität wirtschaftlich denken – mit Energieexpertise und Logistikfokus“

Wie lassen sich wirtschaftlich tragfähige Ladetarife gestalten? Wann stehen die ersten E-Ladesäulen in Deutschland? Und woran misst ein Unternehmen wie ENGIE Vianeo den Erfolg der Lkw-Elektromobilität?

Im Interview gibt Jan-Niklas Ellerich, Head of Heavy Duty Charging bei ENGIE Vianeo in Deutschland, Einblick in die Strategie des Unternehmens – und erklärt, warum Energiemarktkenntnis, Nutzerorientierung und die Kombination mit erneuerbaren Energien zentrale Erfolgsfaktoren sind.

ENGIEs Energiekompetenz ist eine große Differenzierung im Markt. Was bedeutet das konkret und was versprechen Sie sich davon?

Jan-Niklas Ellerich: Zum einen ist der Energiemarkt sehr komplex und stark reguliert. Das heißt: Es ist entscheidend, die gesamte Regulatorik zu kennen, ebenso wie die verschiedenen Schnittstellen und beteiligten Akteure. Dazu zählen unter anderem Verteilnetzbetreibende, Bilanzkreise und  die Eichrechtskonformität. Hinter dem Thema steckt also deutlich mehr, als es auf den ersten Blick scheint.

Besonders spannend wird es dann beim Thema Tarifierung, also der Frage, wie man einen möglichst günstigen Preis anbieten kann. Denn die Logistik-Branche ist sehr preissensitiv.

Hier kommen innovative Tarifmodelle ins Spiel, wie etwa ein dynamischer Ladetarif. Das bedeutet konkret: Strom wird an der Börse gehandelt, und wir geben die Börsenpreise direkt an die Kund:innen weiter ohne teures Hedging zu betreiben.

In Deutschland haben wir einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien. Diese sind in der Stromerzeugung extrem günstig, aber auch volatil. Dadurch schwanken die Strompreise über den Tag hinweg stark, von sehr günstig bis sehr teuer. Diese Schwankungen möchten wir gezielt nutzbar machen, besonders für die Logistikbranche.

Denn dort sehen wir: Es sind fast immer dieselben Stunden, in denen der Strom sehr günstig oder sehr teuer ist. Dank des hohen Anteils erneuerbarer Energien gibt es sogar Zeiten mit Negativpreisen. Das heißt, man bekommt Geld dafür, Strom abzunehmen. Zwar müssen dann noch Steuern, Umlagen und Abgaben bezahlt werden, aber es bleibt trotzdem sehr günstig.

Diese günstigen Stunden lassen sich für Logistikunternehmen ideal nutzen. Und in gewissen Fällen lässt sich das Ganze mit  Speichern noch optimieren: Man lädt den Speicher in den günstigen Stunden auf und nutzt den Strom später für das Laden der Nutzfahrzeuge. So kann man gezielt einkaufen, wenn Strom billig ist, und ihn dann zielgerecht verbrauchen.

Es gibt viele verschiedene Modelle und Möglichkeiten, wie man diese preislichen Vorteile nutzen kann. Unser Ziel ist es, unseren Kundinnen und Kunden genau das zu ermöglichen, und zwar über dynamische Strom- bzw. Ladetarife. Dafür braucht es ein tiefes Verständnis des Energiemarkts. Diese Kompetenz bringen wir bei ENGIE mit und genau das sehen wir als einen unserer wesentlichen Wettbewerbsvorteile.

 

Lkw-Elektromobilität in Europa mit ENGIE Vianeo

Wie sieht Ihr Zeithorizont aus? Wann werden die ersten Standorte in Deutschland für elektrische Lkw in Betrieb gehen?

Jan-Niklas Ellerich: Die Projektpipeline ist gut gefüllt. Wir haben bereits erste Projekte unterzeichnet und sind dabei, weitere zu entwickeln. Sobald eine Einigung mit den jeweiligen Flächeneigentümern erzielt ist, rechnen wir mit etwa neun bis zwölf Monaten Bauzeit pro Standort.

Aktuell spielt eine europäische Förderung eine wichtige Rolle, da sie Einfluss darauf hat, wann die Ladepunkte in Betrieb gehen können. Konkret handelt es sich um die Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF), ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Unterstützung des Ausbaus von Infrastrukturen für alternative Kraftstoffe wie Elektromobilität. Die Förderbedingungen im Rahmen der AFIF können einen zeitlichen Einfluss auf die Inbetriebnahme haben, da bestimmte administrative und technische Voraussetzungen erfüllt sein müssen, bevor Mittel freigegeben werden. Daher rechnen wir für die ersten Ladepunkte mit einer Eröffnung im Spätsommer 2026.

Theoretisch könnten wir an einzelnen Standorten auch früher starten, aber wir müssen das im Hinblick auf die Fördervorgaben sorgfältig koordinieren. Ziel ist es, sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch förderkonform zu agieren.

 

Wenn wir in fünf Jahren zurückblicken – was muss passiert sein, damit Sie sagen: Wir waren erfolgreich?

Ich würde das gerne in drei Ebenen unterteilen: gesellschaftlich, aus Branchensicht und für uns als Unternehmen.

Gesellschaftlich wünsche ich mir die Anerkennung der Fakten, dass Mobilität langfristig nicht günstiger als elektrisch organisiert werden kann, und zwar aus rein physikalischen Gründen. Die Energieeffizienz bei Elektromobilität liegt bei einer well-to-wheel Betrachtung bei etwa 90 %, bei Wasserstoff rund um die 50 % und bei Diesel sogar noch darunter. Diese Fakten lassen sich nicht wegdiskutieren, sie sind physikalisch gegeben. Wenn die technologischen Voraussetzungen auf vergleichbarem Niveau sind, gibt es schlicht keinen rationalen Grund, von der Elektromobilität abzuweichen, es sei denn, man möchte draufzahlen.

Zudem ist Strom – anders als Wasserstoff oder Diesel – viel leichter transportierbar. Auch wenn die Speicherung schwieriger ist, können Stromanschlüsse wesentlich schneller und flexibler organisiert werden als große Wasserstoff- oder Dieseltanks. Mein Wunsch wäre also, dass wir als Gesellschaft anerkennen: Elektromobilität ist nicht unser Gegner, sondern unser größter Verbündeter.

Für die Branche hoffe ich, dass aus dieser Einsicht ein echter Markthochlauf entsteht, sowohl bei Pkw als auch bei Lkw. So, wie wir es in China bereits sehen. Dort ist Elektromobilität längst Realität, und im Massenmarkt angekommen. Ich finde es schwer nachvollziehbar, warum wir in Europa weiterhin künstlich an der „Technologieoffenheit“ festhalten. Diese war zu Beginn sinnvoll, aber jetzt müssen wir Ressourcen maximal effizient einsetzen und skalieren.

Für ENGIE als Unternehmen sehen wir Erfolg, wenn wir in diesem sich entwickelnden Markt einen bedeutenden Marktanteil erreichen. Wenn also die Gesellschaft die physikalischen Fakten anerkennt, die Branche daraufhin dynamisch wächst – und wir dabei eine führende Rolle einnehmen –, dann haben wir viel erreicht.

Und persönlich würde ich ergänzen: Wenn wir es schaffen, die Vorteile erneuerbarer Energien mit der Elektromobilität zu kombinieren, dann wird ein enormes Potenzial freigesetzt. Denn volatiler, günstiger Ökostrom passt hervorragend zu Elektromobilität. Fahrzeuge sind im Grunde rollende Speicher. Diese Kombination aus fluktuierender Stromerzeugung und flexibler Speichernutzung ist ideal. Wenn wir das systematisch nutzen, können wir Mobilität so günstig organisieren, wie wir es uns heute kaum vorstellen können. Und mit der derzeitigen Innovationsgeschwindigkeit ist das durchaus innerhalb der nächsten fünf Jahre erreichbar.

 

Fazit: Lkw-Elektromobilität braucht schnelles Handeln und smarte Lösungen

Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs ist eine der zentralen Herausforderungen der Mobilitätswende. ENGIE Vianeo zeigt, wie Ladeinfrastruktur für Lkw nicht nur technisch machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll und nachhaltig sein kann. Durch den Fokus auf Energiekompetenz, digitale Lösungen und eine enge Zusammenarbeit mit der Logistikbranche schaffen wir die Grundlage für eine schnelle Skalierung der Elektromobilität auch im Nutzfahrzeugsegment in Europa.

Die Erfolgsprojekte in Frankreich dienen dabei als Vorbilder für eine zügige Umsetzung auch in Deutschland und darüber hinaus. Doch der Weg zum Erfolg erfordert mehr als innovative Technologien: Es braucht eine politische Entschlossenheit, einen klaren Markthochlauf und die Förderung intelligenter Tarifmodelle, die den Anforderungen der Logistikbranche gerecht werden.

Wenn alle Akteure an einem Strang ziehen – von der Industrie über die Politik bis zu den Verbraucher:innen –, kann die Elektromobilität in den kommenden Jahren den Weg für eine nachhaltige und kosteneffiziente Transportwende ebnen.

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Unser Experte

Jan Niklas Ellerich
Jan-Niklas Ellerich ist Leiter Geschäftsentwicklung und Vertrieb für ENGIE Vianeo in Deutschland. In dieser Funktion ist er verantwortlich dafür, den Ausbau von Ladeinfrastruktur speziell für den Schwerlastverkehr in Deutschland voranzutreiben.

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