Merkliste

Keine Einträge vorhanden
Merkliste anzeigen
0
Kontakt
Magazin
Karriere
ENGIE Deutschland Zero Carbon-Magazin: Batteriespeicher, Bess im Sonnenuntergang

BESS in Deutschland: Der Boom mit eingebauter Bremse?

Merken
01. Juli 2025

Batteriespeichersysteme (BESS) erleben in Deutschland einen bemerkenswerten Aufschwung – und das völlig zu Recht. Sie bieten eine wichtige Voraussetzung für ein zunehmend von erneuerbaren Energien geprägtes Energiesystem: kurzfristige Flexibilität. Gleichzeitig werden sie zu einer neuen, vielversprechenden Anlageklasse für Investoren. Doch wie bei allen Anlageklassen ist der Markterfolg nicht garantiert und kann komplex sein – insbesondere wenn es um die Frage geht, wie sich Risiken beherrschen lassen.

Martin Daronnat, Head of Flexibility & Structured Origination bei ENGIE Deutschland, bringt es auf den Punkt: „Risiken verschwinden nie – entweder übernimmt sie jemand für dich oder du trägst sie komplett selbst.“

Diese Perspektive ist von zentraler Bedeutung: BESS sind nicht nur technisch hochentwickelt, sondern auch komplex hinsichtlich ihrer Exposition gegenüber Energiemarktrisiken, die angemessen gesteuert werden müssen, da BESS genau der Hebel sind, der den Erfolg – oder Misserfolg – der nachhaltigen Zukunft, die wir uns alle wünschen, vorantreiben wird.

 

Flexibilität als Rückgrat der Energiewende

Deutschland verfolgt ambitionierte Ziele: Bis 2030 sollen bis zu 300 GW an erneuerbarer Stromerzeugung installiert sein – bei einem Spitzenverbrauch von etwa 80 GW. Dieses Missverhältnis verlangt zu jedem Zeitpunkt nach einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. BESS liefern diesen Ausgleich – indem sie überschüssige Energie zwischenspeichern und bei Bedarf wieder abgeben, aber auch durch ihre Fähigkeit, schnell auf potenzielle Netzprobleme zu reagieren.

BESS erzielen ihre Einnahmen hauptsächlich aus:

  • Systemdienstleistungen zur Netzstabilisierung
  • Arbitragegeschäfte am Strommarkt
     

Investoren und Projektentwickler erkennen hier ein wachsendes Potenzial – allerdings basiert dieses auf einem volatilen Marktumfeld.

 

Technisches Risiko unter Kontrolle, aber wie sieht es mit den Marktrisiken aus?

Die gute Nachricht: Technologische Risiken lassen sich heute gut beherrschen. Garantien, standardisierte Bauweise und Versicherungen machen BESS in Deutschland in dieser Hinsicht planbarer als noch vor wenigen Jahren.

Die größere Herausforderung liegt im Marktrisiko – also in schwankenden Preisniveaus und -verläufen, geringerer Liquidität und dem Wandel von Erlösquellen. Ein gutes Beispiel sind die zuletzt sehr lukrativen Märkte für Systemdienstleistungen, die vergleichsweise klein sind und mittelfristig übersättigt sein könnten. Dann schrumpfen die Einnahmen – bei gleichbleibenden Betriebskosten. Gleiches gilt, wenn extreme Preisniveaus aufgrund von mehr BESS im Netz seltener auftreten.

Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren oder sich beraten lassen?

Schreiben Sie uns!

Volatilität allein reicht nicht

Es stimmt, dass BESS von Preisvolatilität profitieren. Doch dieser Satz greift gedanklich zu kurz. Entscheidend sind mehrere Einflussfaktoren:

  • das allgemeine Preisniveau im Markt,
  • die Struktur der Preissignale (z. B. typische Tagesprofile),
  • die Marktliquidität, also die Umsetzbarkeit von Arbitrageideen,
  • sowie die Verlässlichkeit der Systemdienstleistungsmärkte.

 

Wer auf Basis der jüngsten Boomphase Prognosen aufstellt, läuft Gefahr, überoptimistisch zu planen. Das hat sich bereits in Großbritannien gezeigt, wo BESS-Erlöse innerhalb eines Jahres teils um die Hälfte eingebrochen sind. Es gibt keinen Grund, warum solche Trends im Laufe der Zeit nicht auch in Deutschland auftreten sollten.

 

Zwei Rollen – zwei Strategien: Optimierer vs. Trader

Ein häufig unterschätzter Aspekt ist die Wahl des richtigen Vermarktungsmodells. Hier unterscheiden sich zwei wesentliche Akteursgruppen:

  • Optimierer steuern Batteriespeicher aktiv anhand von Marktsignalen. Sie bieten volle Transparenz – aber keine Absicherung. Das Marktrisiko liegt komplett beim Investor.
     
  • Trader bieten dagegen Verträge wie Flexibility Purchase Agreements (FPAs) mit festen Preisen oder strukturierte Produkte. Sie übernehmen aktiv Marktrisiken und schaffen damit planbare Einnahmen – gegen einen Aufpreis, der das Risiko abbildet.
     

Eine clevere Lösung kann auch der Mix beider Modelle sein: Portfolios können anteilig abgesichert und anteilig marktgeführt betrieben werden. Selbst einzelne Anlagen lassen sich virtuell aufteilen – z. B. mit einem fixierten Teil und einem variablen Marktanteil.

 

ENGIE bei der Energy Storage Summit Germany 2025

ENGIE war als Sponsor und mit Expertise bei der ersten deutschen Fachkonferenz mit vollem Fokus auf Batteriespeicher vertreten. Martin Daronnat präsentierte in seinem Vortrag praxisnahe Einblicke zur BESS-Vermarktung in Deutschland und diskutierte auf dem Investment-Panel neue Vertragsmodelle und Risikostrategien.

Im Fokus: BESS-Bankability, Tolls, Markttrends und strukturiertes Risikomanagement.

ENGIE als strategischer Partner für Flexibilität

ENGIE Supply & Energy Management Deutschland bietet maßgeschneiderte Vermarktungs- und Absicherungsmodelle für Investoren, Stadtwerke und Entwickler. Mit mehr als 5 GW an erneuerbaren Anlagen und über 250 MW flexiblen Assets unter Management verfügen wir über fundierte Erfahrung.

Infografik: ENGIEs BESS-Kompetenz in Deutschland und weltweit – Bau, Betrieb, Handel und Risikoabsicherung für Batteriespeicher

ENGIE – Ihr Partner für BESS in Deutschland und weltweit

Ein Meilenstein war 2024 das erste langfristige physische BESS-FPA in Deutschland – ein klares Signal für die Bankability dieser Technologie, auch ohne staatliche Subventionen.

Wir unterstützen BESS-Projekte in Deutschland über:

  • strukturierte Handelsprodukte
  • Risikomanagementlösungen
  • individuelle Portfolio-Strategien
     

Unser Ziel: Technologische Stärke mit wirtschaftlicher Stabilität zu verbinden.

 

BESS in Deutschland: Erfolgreich zu investieren heißt, Risiken aktiv zu steuern

BESS sind in Deutschland zweifellos ein Zukunftsmarkt. Doch der wirtschaftliche Erfolg hängt nicht nur von der Technologie ab, sondern auch vom strategischen Risikomanagement. Wer investiert, sollte wissen, ob – und wie – Risiken abgesichert sind. Optimistische Szenarien allein reichen nicht.

Die Energiewende braucht Speicher. Und sie braucht Akteure, die sie verstehen – technisch wie strategisch.

 

Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren oder sich beraten lassen?

Schreiben Sie uns!

Unser Experte

Martin Daronnat
Martin Daronnat leitet die Flex-Trading-Aktivitäten von ENGIE in Deutschland. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung, Strukturierung und Vermarktung von Flexibilitätsprodukten bei führenden Energieunternehmen. Seine Schwerpunkte liegen in der Integration von BESS in physische, virtuelle und finanzielle Flexibilitätsverträge sowie in der strategischen Entwicklung von Geschäftsmodellen rund um grüne Energie und Speicherlösungen.

Artikel, die Sie auch interessieren könnten