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Impulse #17: Nicht erstarren, sondern handeln!

24. Oktober 2022

Ukrainekonflikt, Gasmangellage, Wirtschaftseinbruch – die Zeiten sind herausfordernd, erscheinen gar bedrohlich. Im neuen „Impulse“ schildert Manfred Schmitz, CEO der ENGIE Deutschland, seine Sicht auf die aktuelle Stimmungslage und beschreibt, welche Haltung und welche Lösungsansätze aus der Krise führen können.

„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“ Vermutlich kennen Sie diesen Ausspruch des Schriftstellers und Kabarettisten Joachim Ringelnatz. Immer wieder kommt und kam er mir in den vergangenen Monaten angesichts des momentanen Geschehens in den Kopf. Die Geschwindigkeit ist immens, für mein Empfinden überschlagen sich die Ereignisse geradezu. Jeden Tag erhalten wir neue Nachrichten, zumeist sind sie leider eher negativer Natur. Besonders aufhorchen ließen mich zuletzt – wie wohl viele von Ihnen – die aktuellen Zahlen des Ifo-Geschäftsklimaindex, die eine äußerst pessimistische Stimmung für die deutsche Wirtschaft prognostizieren. In der Folge wächst die Verunsicherung weiter. Doch was tun? Wie kommen wir möglichst unbeschadet durch diese Zeiten?

 

Quo vadis, Lokomotive Deutschland?

Liebe Leser:innen, ich möchte es ganz offen sagen: Ich mache mir Sorgen – als Privatperson, als CEO der ENGIE Deutschland und als Mitglied unserer Gesellschaft. Eine Situation wie derzeit habe ich nie zuvor erlebt. Und ich bin – bitte erlauben Sie mir die saloppe Formulierung – nicht nur geschockt, weil ich täglich Zeitung lese und Nachrichtensendungen sehe. Sondern auch, da ich aufgrund meiner Gremienarbeit nah dran bin am politischen Geschehen in Berlin und infolgedessen miterlebe, in welch hohem Tempo dort um Lösungsansätze gerungen wird und wie ernst die Lage eben tatsächlich ist. Eine der großen Aufgaben sehe ich aktuell darin, die Industrie und das Gewerbe in Deutschland wettbewerbsfähig zu halten – und im Fall der Fälle am Leben zu erhalten. Unser Mittelstand muss geschützt werden. Zum einen, um unsere eigene Volkswirtschaft von innen vor einem noch stärkeren wirtschaftlichen Einbruch zu bewahren. Zum anderen jedoch ebenso, da Deutschland eine Exportnation ist, besonders die mittelständischen Unternehmen sind stark exportorientiert. Uns kann es schwerlich gut gehen, wenn es dem Rest der Welt schlecht ergeht; unsere Position würde daher angesichts einer weltweiten Rezession geschwächt werden, vielleicht sogar mehr als bei vielen anderen! Bislang galt Deutschland als „Konjunktur-Lokomotive“ Europas, ja der ganzen Welt. Ich befürchte, dass dieses Phänomen bald der Vergangenheit angehören könnte. Ich befürchte, dass wir den deutschen Wohlstand angesichts der angespannten Lage nicht werden bewahren können.

 

 

 

"Wir bei ENGIE Deutschland wollen in der aktuellen Krise ein Teil der Lösung sein. Dazu bringen wir Kompetenz, aber auch die notwendige Innovationsfähigkeit und Finanzkraft mit."

 

 

Mit Besonnenheit und Stabilität durch die Krise

Die Zeiten werden wohl nicht so bald einfacher werden. Weitere Herausforderungen scheinen unausweichlich. Ich gehe davon aus, dass der Druck insbesondere auf den Mittelstand enorm zunehmen wird, sowohl im unternehmerischen Sinne als auch in Bezug auf die Gesellschaftsschicht. Ganz zu schweigen von den unteren Einkommensklassen, die dringlich einer besonderen Unterstützung bedürfen; es muss uns gelingen, dass diese Menschen weiterhin einen Sinn und einen Mehrwert in der Ausübung ihrer Tätigkeit sehen. In meiner Funktion als Geschäftsführer ist mir dies ein persönliches Anliegen; alle Mitarbeiter:innen können sich darauf verlassen, dass ich innerhalb der ENGIE Deutschland hierfür entsprechende Lösungen finden werde. Mir bedeutet es viel, dass wir Gerechtigkeit und Ausgewogenheit in unserem Land erhalten. Nicht zuletzt, weil dies andernfalls politischen Randgruppen in die Karten spielen könnte – siehe die Landtagswahl in Niedersachsen als aktuelles Beispiel. Wir brauchen unbedingt politische Stabilität in Deutschland, um den aktuellen Herausforderungen entgegentreten zu können.

 

Die „Transition“ beschleunigen

Was aber ist die Lösung? Vermutlich existiert derzeit weder eine gute, noch eine einfache, noch eine rasche Lösung. Es ist offensichtlich, dass viele Unternehmen gerade ums pure Überleben kämpfen. Versorgungssicherheit sowie Bezahlbarkeit von Energie und Material sind die Herausforderungen der Stunde. Hierfür gilt es so schnell wie nur möglich, Lösungen zu finden – und die ersten politischen Maßnahmen sind nun auf den Weg gebracht. Ich sehe dies als Schritt in die richtige Richtung. Und: Zweifelsohne ist es an erster Stelle geboten, in der akuten Notlage Unterstützung zu bieten. Nichtsdestotrotz betrachte ich Klimaneutralität nach wie vor als einen zentralen Teil der langfristigen Lösung. Ebenso bleibt es für mich wichtig, Energieeffizienz als zentrale Stellschraube für Klimaschutz zu begreifen. Für mich sind alle Investitionen in Nachhaltigkeit, in Umweltschutz und in erneuerbare Energien automatisch Investitionen in Energiesicherheit und Unabhängigkeit – kurzum: Investitionen in die Zukunft. An den übergeordneten Klimaschutzzielen müssen wir daher festhalten, wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren. Denn ich bin der Überzeugung, dass die Transition immer weiter an Bedeutung gewinnen wird. „Transition“ meine ich im Sinne der Energiewende; allerdings hat mir der Begriff „Wende“ nie gefallen. Denn Wende sieht grundsätzlich die Möglichkeit einer Halse vor; und einen solchen Dreher sehe ich hier keinesfalls. Es gibt kein Zurück, es gibt nur ein Nachvorn. Die Aufgabe besteht darin, mit Besonnenheit den Übergang zu einer neuen Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten – besonnen, obschon unter immensem Zeitdruck. Dies gelingt meines Erachtens jedoch nur, wenn man kurzfristig zulässt, in vielen Alternativen zu denken, und alle zur Verfügung stehenden Energieerzeugungsmethoden nutzt, um wirtschaftlich die nächsten zwei bis drei Jahre zu überstehen. Und zeitgleich offen ist für den Einsatz diverser, neuer Technologien.

 

ENGIE Deutschland übernimmt Verantwortung

Dieser Aufgabe werden wir uns als ENGIE Deutschland stellen und der zuverlässige Partner für unsere Anspruchsgruppen bleiben. Unser Team kann und will ein Teil der Lösung sein. Dazu bringen wir viel Kompetenz, aber auch die notwendige Innovationsfähigkeit und Finanzkraft mit. Insbesondere Erstgenanntes sollte nicht unterschätzt werden, meine ich. Mut, Innovation und Kreativität brauchen wir zwingend. Denn technische Lösungen und Zukunftstechnologien müssen die Antwort sein; keinesfalls Beschränkungen und Verbote. Nur so wird es möglich, die Balance zwischen Kostenbelastungen, technischen Innovationen, Stabilität und Komfort zu finden und zu halten. Oder um es anders zu sagen: „Konstruktiv statt destruktiv“ lautet das Gebot der Stunde. Jetzt in Angst zu erstarren, wäre angesichts der Bedrohungen zwar nachvollziehbar – aber die falsche Reaktion. Und bei diesem Punkt bin ich mir wahrlich sicher, selbst wenn darüber hinaus nichts sicher scheint. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen anpacken, müssen zusammenstehen. Denn wir haben durchaus Handlungsspielräume. Ich glaube, dass speziell Unternehmen jetzt gefordert sind, nicht rein die politischen Entscheidungen abzuwarten. Sondern dass es vielmehr gilt, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen – alleine, in Partnerschaften, in Allianzen. Und dabei vielleicht die Komfortzonen zu verlassen, wenn es nötig ist. Schließlich geht es um nicht weniger als die Zukunft. Wenn daraus eine neue „Lokomotive Deutschland“ erstarken kann, haben wir unser Ziel erreicht.

Ich lade Sie herzlichst ein, Ihre Gedanken zu diesem Thema mit mir zu teilen. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation? Welche Lösungsansätze sehen oder benötigen Sie in Ihren Unternehmen – kurz-, aber auch langfristig? Lassen Sie uns nicht erstarren, sondern durch konstruktiven und kreativen Austausch gemeinsam ein Stück in die Zukunft denken!

Herzlichst

Ihr Manfred Schmitz
CEO ENGIE Deutschland

Unser Experte

Manfred Schmitz
Einmal im Monat teilt Manfred Schmitz, CEO der ENGIE Deutschland, seine Sicht auf aktuelle Themen in unserer Kolumne Impulse.

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