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Ein Gastbeitrag von Michael Hofmann, Geschäftsführer des Regionalwerks Bodensee.

 

Die Stadt Tettnang in Baden-Württemberg nimmt die kommunale Wärmewende in die Hand und wird in den kommenden Jahren zum Schauplatz eines richtungsweisenden Projekts: In enger Partnerschaft zwischen dem Regionalwerk Bodensee und ENGIE Deutschland entsteht ein Nahwärmenetz, das auf erneuerbaren Energien basiert und neue Maßstäbe für eine nachhaltige Wärmeversorgung setzen wird. Bereits in der Planungsphase verdeutlicht dieses Projekt eindrucksvoll, wie technische Expertise und lokale Zusammenarbeit zu einer zukunftsfähigen und klimafreundlichen Energieinfrastruktur führen können.

 

Projektstruktur: Die Grundlage für Tettnangs grüne Wärmewende

Die Vision für Tettnang ist klar: Eine umfassende kommunale Wärmewende soll dazu führen, dass möglichst viele Bürger:innen der Stadt an ein effizientes und umweltfreundliches Nahwärmenetz angeschlossen werden. Dazu gründet das Regionalwerk Bodensee zusammen mit ENGIE zunächst die Wärmeversorgungsgesellschaft Tettnang GmbH. Diese wird ab dem Jahr 2025 ein 13,2 Kilometer langes Nahwärmenetz mit einer Anschlussleistung von ca. 15 Megawatt errichten. Schon in der ersten Projektphase sollen 14 öffentliche Gebäude der Stadt an das Netz angeschlossen werden, darunter ein Schulkomplex, das Neue Schloss und das Rathaus. Der Vertrag mit Tettnang ist auf einen Zeitraum von 20 Jahren ausgelegt. In dieser Zeit werden nach und nach weitere Wohn- und Gewerbegebiete an das Wärmenetz angeschlossen – und profitieren so zu 100 Prozent von grüner Wärmeenergie.

 

Technische Planung: Nachhaltige Energieerzeugung im Fokus

Im Zentrum des geplanten Systems steht eine Energiezentrale, die am Ende des Projekts drei Biomasse-Heizkessel umfassen wird. Diese stellen eine Gesamtwärmeleistung von 5,9 Megawatt bereit und werden mit Holzhackschnitzeln als Brennstoff betrieben. Aufgrund der hohen Energiedichte und der regionalen Verfügbarkeit eignen sich diese Holzhackschnitzel hervorragend für das Projekt: Sie heben die nachhaltige Wärmeversorgung auf ein neues Niveau und sind der Dreh- und Angelpunkt der ausgezeichneten CO₂-Bilanz des Projekts. Ergänzt wird das Biomasse-Heizwerk von einem zusätzlichen Gaskessel mit einer Kapazität von 3,5 Megawatt. Dieser soll zum Einsatz kommen, wenn die Biomasse-Anlage gewartet wird oder Spitzenlasten abgedeckt werden müssen.

 

Integration und Erweiterung: Nahwärmenetz als flexible Infrastruktur

Wenn die Bauarbeiten am Jahresanfang 2025 anlaufen, wird das Nahwärmenetz in die bestehende städtische Infrastruktur von Tettnang integriert, ohne den laufenden Betrieb der Stadt erheblich zu stören. Zunächst wird das Nahwärmenetz 18 Anschlussnehmer versorgen, um dann in den kommenden Jahren sukzessive erweitert zu werden. Auf diese Weise wird es schlussendlich grüne Wärmeenergie für etwa 350 öffentliche und private Anschlussnehmer bereitstellen. Eine jährliche Wärmelieferung von etwa 3,9 Gigawattstunden ist dafür geplant.

 

Wirtschaftliche und ökologische Vorteile: Nachhaltigkeit trifft auf Stabilität

Das Nahwärmenetz in Tettnang stellt ein wirtschaftlich attraktives Modell für die kommunale Wärmewende dar. Durch die Nutzung von regionalen und erneuerbaren Energieträgern wie Holzhackschnitzel können langfristig stabile Preise gewährleistet werden. Das macht die Wärmeversorgung weniger anfällig für Preisschwankungen, wie sie etwa bei fossilen Brennstoffen auftreten. Ökologisch gesehen wird das Projekt ein voller Erfolg: Laut den zugrunde liegenden Prognosen wird Tettnang bei der Wärmeversorgung bis zu 4.176 Tonnen CO₂ im Jahr einsparen. Somit leistet das Wärmenetz einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der Stadt und des Landes Baden-Württemberg.

 

Kommunale Wärmewende in Tettnang: Ein Modell für die Zukunft

Mit dem Nahwärmenetz in Tettnang wird ein zukunftsweisendes Projekt realisiert, das nicht nur die lokale Energiewende vorantreibt, sondern auch als Vorbild für andere Kommunen dienen kann. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Regionalwerk Bodensee und ENGIE Deutschland zeigt, wie durch innovative Technik und regionale Ressourcen eine nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Energieversorgung möglich wird. Die positiven ökologischen Effekte und die langfristige wirtschaftliche Stabilität des Projekts unterstreichen die Bedeutung solcher Initiativen für eine erfolgreiche kommunale Wärmewende. Tettnang setzt damit ein starkes Zeichen für die Zukunft – für eine grünere, lebenswertere und klimafreundliche Region.

 

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Unser Experte

Michael Hofmann
Michael Hofmann ist Geschäftsführer des Regionalwerks Bodensee, einem regionalen Energiedienstleister mit Sitz in Tettnang. Für den Betrieb der Strom- und Gasnetze in sieben Gründungs- und Eigentümergemeinden und für mehr als 60.000 Menschen trägt das Regionalwerk Bodensee die Verantwortung. Das engagierte Team aus knapp 70 Mitarbeiter:innen widmet sich zudem modernen Energielösungen wie der Ladestruktur für E-Mobilität, der Direktvermarktung von Photovoltaik-Strom und der grünen Wärmeversorgung.

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