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Onshore im Aufwind – ein Einblick ins Repowering bei ENGIE

26. Juli 2022

Die ENGIE Deutschland Erneuerbare GmbH bringt die Energiewende in Deutschland mit wichtigen Projekten voran. Hierzu zählt auch das Repowering von Windkraftanlagen „der ersten Stunde“. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie in diesem Beitrag – inklusive Einblicke in ein aktuelles Projekt.

Was bedeutet Repowering?

Technische Anlagen sind im Regelfall nicht für die Ewigkeit gemacht. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Komponente kaputtgehen und sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Ein Austausch der entsprechenden Teile oder der ganzen Anlage ist dann erforderlich. Ebenso kann das Auslaufen staatlicher Fördermodelle die Wirtschaftlichkeit von Anlagen infrage stellen und im schlimmsten Fall zum Stillstand der Windräder führen.

Von Repowering spricht man im Energiesektor, wenn alte Kraftwerksanlagen oder Teile davon gegen neue ausgewechselt werden. Im deutschen Sprachgebrauch wird das auch Kraftwerkserneuerung genannt. Dabei wird die gesamte Anlage oder einzelne Bauteile gegen neue, moderne Lösungen mit zumeist höherem Wirkungsgrad ausgetauscht. Das ermöglicht es, aus alten Anlagenkomplexen auf gleicher Fläche wesentlich mehr Leistung herauszuholen.

 

Technische Aufrüstung: Repowering und die Energiewende

Das Konzept des Repowerings spielt für die Energiewirtschaft und die Sicherung der erneuerbaren Stromproduktion eine wichtige Rolle – insbesondere im Bereich der Windkraft. Aufgrund der rasanten technischen Entwicklung im Energiesektor können ältere Windkraftanlagen nämlich oft nicht mit modernen Anlagen mithalten. Während sehr alte Windenergieanlagen, beispielsweise aus den 90er-Jahren, nur eine Nennleistung im unteren dreistelligen Kilowatt-Bereich erbringen, schaffen es heutige Anlagen in den Bereich von sechs Megawatt. Wenn wir weiterführend daran denken, wie schwer sich unsere Gesellschaft damit tut, Flächen für Windkraftanlagen freizugeben, ergibt das Repowering von überholten Windrädern sehr viel Sinn. Für das Erreichen der Klimaziele und die Energiewende ist jede Kilowattstunde wichtig, die wir zusätzlich mit Windkraft an Land produzieren können.
 


Warum auch wirtschaftliche Gründe für das Repowering sprechen

Ein weiteres wichtiges Argument für das Repowering ist das Auslaufen der EEG-Einspeisevergütung. Während die Betreiber von Windparks während der EEG-Laufzeit für ihren Strom einen Preis erhielten, der ihnen über lange Jahre garantiert war, unterliegt er bei Windenergieanlagen mit ausgelaufenem Vergütungsanspruch nun den Schwankungen des Strommarkts. Tausende Standorte sind in den kommenden Jahren davon betroffen und in vielen Fällen fragen sich die Betreiber trotz der aktuell krisenbedingt hohen Strompreise, inwiefern sich diese dann überhaupt noch wirtschaftlich betreiben lassen.

Repowering sichert den wirtschaftlichen Fortbestand alter Windenergieanlagen. Allerdings stellt der Austausch von alter, nicht mehr förderfähiger Technik ebenfalls ein komplexes neues Projekt dar. Die alte Anlage muss abgebaut und entsorgt werden und es müssen neue  Windenergieanlagen eingekauft werden. Aufgrund der Dimensionen heutiger Windparks und je nach Standort kann das unter Umständen eine enorme logistische Herausforderung darstellen. Die größte Herausforderung stellt jedoch die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen und die Einholung der erforderlichen Genehmigungen für den Bau und den Betrieb. Dieser Prozess umfasst auch bei Repoweringprojekten mehrere Jahre.  
 


Der Repowering-Support von ENGIE

Wir von ENGIE Deutschland Erneuerbare halten das Repowering für ein wichtiges Puzzlestück der Energiewende. Betreibern von „Post-EEG“-Anlagen bieten wir unterschiedliche Modelle an, je nach ihrer Risikobereitschaft. Das reicht von der Vermarktung des Stroms über Power Purchase Agreements (PPAs) bis zum Kauf der Anlagen. Soweit möglich, führen wir Repowering-Maßnahmen durch, um den Standort für die grüne Energieerzeugung zu erhalten.
 

„Mit Repowering setzen wir unsere ambitionierten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur durch neue Projekte, sondern ebenso durch die Weiterentwicklung von Bestandsanlagen um.“


Ralf Schürkamp, Geschäftsführer ENGIE Deutschland Erneuerbare

Erfolge wurden bereits verbucht: Wir haben im vergangenen Jahr mehrere Zuschläge in der September-Ausschreibung der Bundesnetzagentur (BNetzA) für Onshore-Windenergieanlagen erhalten. Es geht um das Repowering von insgesamt 50 Megawatt Windkraftleistung – darunter: unser Standort im brandenburgischen Karstädt. Seit 2001 betreiben wir im Landkreis Prignitz mehrere Windparks, den ersten davon bringen wir nun auf den neuesten Stand. Die insgesamt zwanzig Altanlagen mit einer Gesamtleistung von 26 Megawatt werden gegen sieben neue mit einer Gesamtleistung von 43,4 Megawatt ausgetauscht. Der Windpark mit dreizehn Anlagen weniger macht den Blick zum Horizont künftig nicht nur luftiger, sondern liefert obendrein viermal so viel  Strom pro Jahr.


Neue Windkraft für Karstädt : ein Einblick in das Repowering-Projekt

Der Abbau der alten Windkraftanlagen durch einen Spezialdienstleister ist mittlerweile nahezu abgeschlossen. Was sich einfach anhören mag, ist in der Praxis eine echte Herausforderung. Windenergieanlagen sind komplexe technische Systeme und Ingenieure gehen in diesem Bereich mit Bauteilen in immensen Dimensionen um. Allein die Blätter der alten Anlagen, die in einer Höhe von 70 Metern mitsamt Rotor abmontiert werden müssen, wiegen pro Stück um die 4,5 Tonnen. Das als Gondel genannte Maschinenhaus bringt es zudem auf ein Gewicht von 50 Tonnen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher SUV wiegt etwas mehr als zwei Tonnen. Wer da nicht mit schwerem Gerät in Form eines Schwerlastkrans aufkreuzt, hat schlechte Karten. Zudem muss das Wetter mitspielen. So gilt bei zu hohem Windaufkommen, wie unsere französischen Kollegen bei ENGIE sagen würden, „rien ne va plus“. Bislang spielte das Wetter in Karstädt jedoch immer mit.
 


Repowering – Auftrieb für die Energiewende

Pro Tag schafft das beauftragte Einsatzteam bei guten Bedingungen die Demontage einer Anlage. Dazu wird zuerst der Rotor mitsamt Flügeln abgenommen, danach folgen die Gondel und Stück für Stück die drei Turmsegmente. Zum Abschluss wird das Fundament der alten Anlage mit einer Lockerungssprengung aufgebrochen und danach abgetragen.

Nachhaltigkeit nimmt für uns beim Repowering einen hohen Stellenwert ein. Die Altgeräte landen deshalb nicht etwa auf dem Schrottplatz. Sie werden bestmöglich wiederverwertet:

  • Die Flügel und die Gondel werden einzeln auf einen Transportanhänger geladen und zu einem Zerschneideplatz in der Nähe gebracht. Dort werden die überwiegend aus glasverstärktem Kunststoff bestehenden Module von einem Bagger zerkleinert, der mit einer Spezialsäge ausgerüstet ist. Das so entstehende Material wird als alternativer Baustoff zur Herstellung von Paneelen weiterverwendet.
  • Die Stahlteile der Turmsegmente gehen zu einem Entsorger.
  • Der Beton der gesprengten Fundamente wird für das Anlegen der Auffahrten zu den neuen Kraftwerken benutzt.

Bis Ende August soll der Rückbau erledigt sein. Dann geht es an den Aufbau der neuen Anlagen und hoch hinaus: Die modernen Windräder haben eine Gesamthöhe von 247 Metern und jeder Rotor dabei einen Durchmesser von 162 Metern.

 

Unser Experte

Adam Janik ist Senior Projektentwickler Windkraft bei ENGIE Deutschland Erneuerbare GmbH und hat das Genehmigungsverfahren für das Repowering in Karstädt federführend begleitet.

 

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