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Power Purchase Agreements für Industriekunden: Grüne Strombeschaffung mit Mehrwert

30. November 2020

Nachhaltigkeit und Klimaschutz spielen für Industriebetriebe eine immer wichtigere Rolle in ihrem unternehmerischen Handeln. Schließlich kommt ihnen bei der notwendigen Dekarbonisierung der Wirtschaft eine Schlüsselfunktion zu, was wiederum konsequente sowie konkrete Schritte hin zur Klimaneutralität erfordert. Gerade im Hinblick auf die Strombeschaffung besteht daher ein wachsendes Interesse an einem direkten Bezug von Ökostrom, wie aktuelle Befragungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zeigen.

Dieses Interesse beruht dabei auf folgender Erkenntnis: Eine glaubwürdige Klimaneutralitäts-Strategie, die vor einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit und dem wachsenden Umweltbewusstsein von Investoren Bestand haben muss, lässt sich durch eine rein finanzielle Kompensation nicht (mehr) erreichen. Gefragt sind vielmehr Möglichkeiten einer grünen Strombeschaffung, die den Großabnehmern den Weg zu einer echten Klimaneutralität ebnen und darüber hinaus den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern. Über Langfristverträge zum Bezug von Ökostrom, die sogenannten Power Purchase Agreements (PPAs), leisten Industrieunternehmen einen solchen Beitrag und profitieren von weiteren Vorteilen.

Wie funktionieren Power Purchase Agreements?

Bei Power Purchase Agreements handelt es sich um meist langfristige Stromlieferverträge, die zwischen einem Stromproduzenten und einem Stromabnehmer geschlossen werden. Bestehen bilaterale Verträge für die Belieferung mit Ökostrom zwischen Anlagenbetreibern und verbrauchenden Unternehmen, spricht man von Corporate PPAs. In den Power Purchase Agreements können die Vertragspartner die Konditionen der Belieferung sehr individuell festlegen. Zu den Vertragsinhalten zählen zum Beispiel

  • die Herkunft des Stroms (Region, Windkraft oder PV, neue oder bestehende Anlage),
  • das Lieferprofil und die Liefermenge,
  • die Laufzeit des PPA (2–5 Jahre für Altanlagen, 10–15 Jahre für Neuanlagen),
  • die Bepreisung oder
  • die bilanzielle Abwicklung.


Weit verbreitet sind Power Purchase Agreements etwa in den USA, wo beispielsweise Steuererleichterungen für Unternehmen entsprechende Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien attraktiv machen. In Deutschland dürfte vor allem das Herausfallen der ersten Onshore-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 4,5 Gigawatt aus der EEG-Förderung ab 2021 für eine spürbare Weiterentwicklung des PPA-Marktes sorgen.

Große Vielfalt – welche PPA-Modelle gibt es?

Beim Abschluss eines Power Purchase Agreements steht den Vertragspartnern eine große Bandbreite an Möglichkeiten der Vertragsausgestaltung offen. Dementsprechend existiert bereits eine Vielzahl von praktizierten Modellen, die sich generell zwei Gruppen zuordnen lassen: den physischen PPAs und den virtuellen PPAs. Die physischen PPAs untergliedern sich in:

  • On-site PPAs: Kennzeichnend für dieses Modell ist eine direkte physische Stromlieferung, die durch eine Erzeugungsanlage in unmittelbarer räumlicher Nähe des Verbrauchers erfolgt. Ein praktisches Beispiel ist die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Hallendach eines Industriebetriebs durch einen Energiedienstleister, der die Investitions- und Betriebskosten übernimmt und den erzeugten Strom direkt an das Industrieunternehmen verkauft.
     
  • Off-site PPAs sind ebenfalls gängige Lösungen. In diesem Fall muss keine direkte Anbindung an die Erzeugungsanlage gegeben sein. So findet bei Off-site PPAs keine unmittelbare physische Stromlieferung statt. Da der Anlagenbetreiber den Ökostrom in das öffentliche Netz einspeist und in den Bilanzkreis des Käufers liefert, entsteht für beide Seiten eine weitaus größere Flexibilität. Das kann etwa die Art und den Standort einer neu zu errichtenden Anlage oder die Wahl einer bereits existierenden Anlage betreffen, beispielsweise, wenn sich ein süddeutsches Unternehmen für den Strombezug aus einem (geplanten oder bestehenden) Windpark in Norddeutschland entscheidet. Wichtig: Mit der Abnahme des Ökostroms werden in der Regel auch die Herkunftsnachweise für das Klimareporting des Käufers geliefert.
     

Im Unterschied zu physischen Power Purchase Agreements findet bei virtuellen PPAs keine direkte Stromlieferung beziehungsweise bilanzielle Verknüpfung zwischen den Vertragspartnern statt, sondern eine Übertragung von EE-Zertifikaten. In der Regel verkauft ein Anlagenbetreiber seinen Strom über einen Energiedienstleister an der Strombörse. Verbrauchende Unternehmen sichern dem Anlagenbetreiber einen Minimalpreis zu und erhalten im Gegenzug die Herkunftsnachweise des erzeugten Stroms. Die bestehende physische Stromlieferung bleibt bei einem virtuellen PPA bestehen, die Stromverbraucher hedgen sich lediglich finanziell gegen steigende Marktpreise ab.

Welche Vorteile bieten PPAs für Industriekunden?

Power Purchase Agreements bieten Industrieunternehmen sowohl einen ökonomischen als auch einen ökologischen Mehrwert. Über langfristige Preisvereinbarungen ermöglichen sie einen festen kalkulatorischen Rahmen bei den Stromkosten und schaffen eine verlässliche Absicherung gegen steigende Marktpreise. Gerade im Hinblick auf die volatile Preisentwicklung beim Industriestrom und die sinkenden Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien eröffnen sich durch eine direkte Grünstromversorgung somit attraktive finanzielle Vorteile, die zugleich mit einer hohen Planungssicherheit einhergehen.

In puncto Nachhaltigkeit können Industrieunternehmen im Rahmen von Power Purchase Agreements über die Herkunftsnachweise ihre CO2-Bilanz verbessern und so einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen. Mehr noch: Sie können die Art und die regionalen Eigenschaften der Belieferung direkt bestimmen – also festlegen, aus welchen Anlagen der Ökostrom konkret bezogen werden soll – und den Strombezug in ihren Nachhaltigkeitsberichten glaubhaft ausweisen.

Mithilfe von PPAs werden Industrieunternehmen zudem zu aktiven Gestaltern der Energiewende, indem sie Investitionen in neue Stromerzeugungskapazitäten wie Photovoltaik- oder Offshore-Windanlagen finanzieren oder dafür Sorge tragen, dass zum Beispiel Onshore-Windanlagen, die ab 2021 keine EEG-Förderung mehr erhalten, weiterbetrieben werden können.

Was gilt es vor dem Abschluss eines Power Purchase Agreements zu beachten?

Ob Beschaffung, Controlling oder Management – wollen Industrieunternehmen über ein PPA ihre Stromversorgung umstellen, ist es wichtig, alle relevanten Stakeholder in den Prozess einzubinden, da viele Informationen nötig und offene Fragen zu klären sind. Welche Klimaziele gilt es bis zu welchem Zeitpunkt zu erreichen? Wie viel Strom wird wo verbraucht und wie viel soll über ein Power Purchase Agreement abgedeckt werden? Wie lange soll der Vertrag laufen, und soll der Strom aus bestehenden oder neu zu errichtenden Anlagen stammen? Mit Blick auf die vielfältigen Liefermodelle und -optionen sind zudem Volumen- oder Preisrisiken in der Vertragsgestaltung zu berücksichtigen und zwischen den Vertragsparteien zu regeln. In diesem Sinne empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Partner, der Unternehmen zum Vertragswerk, zur Produktwahl und zu den Chancen und möglichen Risiken kompetent berät.

PPA & Co.: ENGIE begleitet Unternehmen auf ihrem Weg in die Klimaneutralität

Als weltweit agierendes Unternehmen treibt die ENGIE-Gruppe die Energiewende durch den Ausbau erneuerbarer Energien voran und entwickelt ganzheitliche Kundenlösungen für den Übergang in eine klimaneutrale Zukunft.

Erneuerbare Energien sind bei ENGIE im Aufwind: Aktuell verfügt das Unternehmen über 28 Gigawatt installierte Leistung rund um den Globus und plant mit einem jährlichen Zubau von weiteren 3 bis 4 Gigawatt. Bereits heute ist ENGIE europaweit der viertgrößte Entwickler erneuerbarer Leistung und der größte Anbieter von grünen Langfristverträgen (PPAs).

„Zero Carbon Transition as a Service“ von ENGIE steht somit auch im Bereich der Power Purchase Agreements für individuell strukturierte und maßgeschneiderte Produkte – von der Baseload-Lieferung bis hin zur grünen Vollversorgung. Gemeinsam mit dem Kunden identifiziert ENGIE die Entwicklungsziele und definiert Servicepakete, die eine direkte und kalkulierbare Versorgung aus dedizierten erneuerbaren Energiequellen sicherstellen. So versorgt ENGIE unter anderem ab 2021 den Gasproduzenten Air Liquide im Rahmen eines PPAs mit Windstrom aus Andalusien, der dem jährlichen Stromverbrauch von 15.000 Haushalten entspricht. Über die Laufzeit von zehn Jahren spart Air Liquide auf diese Weise rund 250.000 Tonnen CO2 ein und trägt in der Zusammenarbeit mit ENGIE dazu bei, die Entwicklung von Windparks in Spanien zu fördern.

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Sarah Drevermann
Senior Originator Renewables
Katrin Fuhrmann
Global Markets, ENGIE Energy Management

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